Interpellation Sarah Wyss – Antworten des Bundesrats – Kommentare SVNWS
Interpellation Sarah Wyss – Antworten des Bundesrats – Kommentare Schwerhörigen-Verein Nordwestschweiz (SVNWS)
Am 18.5.2022 hat der Bundesrat auf eine Interpellation der Nationalrätin Sarah Wyss, BS, zur Thematik der hohen Hörgerätepreise schriftlich geantwortet. Interpellation Sarah Wyss
Die Arbeitsgruppe bringt nachfolgend ihre Kritikpunkte und Empfehlungen hauptsächlich bezogen auf diese bundesrätlichen Antworten vom 18.05.2022 vor.
Die Fragen von Sarah Wyss und die Antworten des Bundesrates wurden zur Verdeutlichung einzeln aufgelistet und mit Kommentaren der Arbeitsgruppe „Hörgeräte sind in der Schweiz zu teuer“ des Schwerhörigen-Vereins Nordwestschweiz (SVNWS) ergänzt: Kommentare SVNWS
Die Arbeitsgruppe sieht anhand der Antworten des Bundesrates folgende Knackpunkte:
- Der Bundesrat gibt keine Angaben zu den schriftlichen Grundlagen, wie der Wechsel vom Dreistufenmodell zum Einstufenpauschalsystem von den Fachpersonen begründet worden ist. Diese Grundlagen sollten öffentlich zugänglich sein.
- Der Bundesrat hält an der Behauptung fest, dass kein Zusammenhang zwischen der Schwere der Hörstörung und dem Anpassungsaufwand sowie den Kosten für ein Hörgerät besteht. Die Arbeitsgruppe des SVNWS bestreitet diese Behauptung und stützt sich u.a. auf die Resultate der Hörgerätepreisstudie des BSV und auf einen Pilotversuch.
- Die Empfehlung des Bundesrats, beim Hörgerätekauf verschiedene Angebote zu vergleichen, ist im intransparenten Hörgerätemarkt nicht umsetzbar. Dazu kommt, dass die Betroffenen von der Komplexität der technischen Gegebenheiten überfordert sind.
- Der Bundesrat behauptet, dass es viele Hörgeräte auf dem Markt gibt, die mit der Pauschale vollständig finanziert werden können. In der Hörgerätepreisstudie von 2020 kam an den Tag, dass nur 5 % aller Hörgerätetragenden sehr günstige Hörgeräte kaufen. Die Arbeitsgruppe fordert das BSV dazu auf, zu erforschen, weshalb denn 95% der Hörgerätetragenden sehr hohe Selbstkosten in Kauf nehmen. Mitgliederumfragen und Selbstversuch zeigen ein deutliches Bild: Stark betroffene Menschen können mit CHF 1‘650 im heutigen Schweizer Markt keine genügend guten Hörgeräte kaufen.
- Offenlegung des Bundesrates: Die Sozialversicherungskassen geben für Hörgeräte seit 2011 jährlich etwa 40 Millionen weniger Geld aus (im Vergleich zu vorher). Die Arbeitsgruppe stellt fest, dass die Minderausgaben des Bundes durch die Betroffenen ausgeglichen werden mussten und müssen (durch hohe Selbstkosten). Denn die Hörgerätepreise sind nach wie vor auf hohem Niveau stehen geblieben. Das Finanzierungssystem muss deshalb korrigiert werden.